Die Entstehung des Quartettes in D-Dur für Flöte, Violine, Viola und Violoncello KV 285 von Wolfgang Amadé Mozart (1756–1791) geht auf einen Kompositionsauftrag des Arztes und Musikliebhabers, den Amateurflötisten Ferdinand Dejean (1731–1797) zurück. Vermittelt wurde dieser Auftrag Anfang Dezember 1777 durch den Soloflötisten der Mannheimer Hofkapelle Johann Baptist Wendling (1723–1797) während Mozarts Aufenthalt in Mannheim. In einem Brief vom 10. Dezember 1777 schreibt er an seinen Vater, daß er für den »Indianer«, wie er den Holländer Dejean (sicherlich deshalb, da dieser für die Niederländische Ostindien-Kompanie gearbeitet hatte) nennt, für ein Honorar von 200 Gulden »3 kleine, leichte, und kurze Concertln und ein Paar quattro auf die flötte machen« kann. So entstand in relativ kurzer Zeit das Quartett in D-Dur, welches Mozart am 25. Dezember 1777 als erstes von insgesamt vier Flötenquartett-Kompositionen vollendete. Der Einfluß der sogenannten Mannheimer Schule und Mozarts damit verbundene Beschäftigung mit »Mannheimer Manieren« äußert sich vor allem in der Verwendung einer empfindsamen Tonsprache, dynamischer Kontraste, Vorhalten und Zwischendominanten. –
Weiterhin in Mannheim entstand in der Zeit von Januar bis Februar 1778 das Quartett in G-Dur, KV 285a. Wahrscheinlich, so haben Untersuchungen an Schrift und Papier ergeben, 1781/82 – möglicherweise in Wien – komponierte Mozart das Quartett in C-Dur, KV 285b/Anh. 171, dessen Urheberschaft Mozarts allerdings seit einiger Zeit angezweifelt wird. Schließlich entstand in Wien, vermutlich in den Jahren 1786/87, das Quartett in A-Dur, KV 298, welches der Gattung des Quatuor d’airs dialogués angehört und die Mozart im Sommer 1778 in Frankreich kennenlernte.
Im Gegensatz dazu handelt es sich bei dem Quartett in D-Dur um ein sogenanntes Quatuor concertant. Diese spezielle Form des (Streich-)Quartettes entwickelte sich um das Jahr 1775 in Paris. Bezog sich dieser Begriff anfangs wohl insbesondere auf die solistische Besetzung, trat ab etwa 1776 die Bedeutung, daß die Stimmen abwechselnd eine führende Rolle übernehmen, hervor. Quatuors Concertants sind in der Regel zweisätzig. Bei der, wie auch in diesem Quartett, auch vorkommenden dreisätzigen Form, befindet sich zwischen den zwei schnellen Ecksätzen ein langsamer Mittelsatz.
Bezogen auf das D-Dur-Quartett und seinen zweiten Satz schreibt Alfred Einstein (1880–1952) »[…] und es hat ein – das Rondeau vorbereitendes – Adagio in h-moll von süßester Schwermut, vielleicht das schönste begleitete Solo, das je für Flöte geschrieben worden ist; es müßte denn das Vorspiel zur elysischen Szene in Glucks »Orfeo« sein.« (in: Mozart. Sein Charakter, sein Werk (3. Auflage, Zürich, Stuttgart: Pan-Verlag, 1953).
(2016)