Mátyás Seiber vertonte 1929 drei Gedichte aus den Galgenliedern von Christian Morgenstern, welche in der Zeit von 1895 bis 1905 entstanden. Seiber hatte bei Zoltán Kodály (1882–1967) studiert, emigrierte 1935 nach London und wirkte dort ab 1942 als Kompositionslehrer am Morley College. 1960 kam Seiber bei einem Autounfall in Südafrika ums Leben.
Seine originellen Vertonungen dieser drei Lieder sind ganz im Geiste Morgensterns: So empfindet er die Trichterform des Gedichtes Die Trichter auch in den musikalischen Linien nach, läßt die unwirkliche Athmosphäre und den skurrilen Charakter des Knie-Gedichtes durch ein sich wiederholendes, sprunghaftes Klarinetten-Motiv seltsam wirklich werden und schließt den kleinen Zyklus mit Morgensterns Neuentdeckung aus dem Tierreich, dem Nasobēm, welches Seiber so plastisch in Töne setzt, daß man wahrlich das Gefühl hat, es doch eben noch gesehen zu haben.
(2015)