»Wohl selten erreicht ein Künstler solche Popularität in allen Kreisen seiner Vaterstadt wie gerade Julius Klengel. Auch weit über Leipzigs Mauern hinaus hat er sich als Cellist und als bedeutender Violoncell-Pädagoge einen sehr großen Ruf geschaffen. […] Neben seiner künstlerischen Tätigkeit studierte er […] noch einige Semester Philosophie und Kunstgeschichte. Doch seine 1881 erfolgte Anstellung als Lehrer am Konservatorium und seine Tätigkeit als Solovioloncellist des Gewandhauses wie auch die vielen Konzertreisen zwangen ihn, dieses ihm liebgewordene Studium aufzugeben. […] Schon im Jahre 1874 wurde er Mitglied des Orchesters und […] von 1881 an auch Mitglied des Gewandhausquartetts […]. Gerade als Kammermusikspieler ist er einer der gesuchtesten, da er seine künstlerische Persönlichkeit ganz im Interesse des Werkes zurückstellt, um sich dem intimeren Quartettspiel einzuschmiegen. […] Die meisten seiner Werke sind seinem Instrument gewidmet […] – Seiner Liebe zu seinem Instrument verdanken wir eine ganze Reihe von Stücken für zwei, drei und vier Violoncelle […].« – Diese einer Würdigung unter dem Titel »Julius Klengel zum 70. Geburtstage!« von dem deutschen Chorleiter und Dirigenten Barnet Licht (1874–1951) in der Ausgabe von Leipzig | Illustrierte Monatsschrift für Kultur […], VI. Jahrgang, Oktober 1929, Nummer 5 auf Seite 120 entnommenen Zeilen gelten dem Cellisten und Komponisten Julius Klengel (1859–1933), welcher zu seinen Schülern beispielsweise auch Emanuel Feuermann (1902–1942) und Gregor Piatigorsky (1903–1976) zählen durfte.
Unter seinen zahlreichen Werken befinden sich auch die Vier Stücke für vier Violoncelli op. 33, welche in Leipzig nach Angabe des herausgebenden Verlages Breitkopf & Härtel erstmals im Dezember 1894 erschienen. Nach eingehender Recherche des Verlages im Druckplattenverzeichnis handelt es sich bei der unter der Nummer EB 4337 verlegten Ausgabe um eine ab 1914 herausgegebene Titelauflage der Erstausgabe.
Die einzelnen Sätze dieses Werkes heißen: 1. Lied ohne Worte. Andantino, 2. Gavotte. Moderato, 3. Wiegenlied. Andante und abschließend 4. Marsch. Moderato vivace. Daraus erklingt im heutigen Konzert die Gavotte.
Johann Mattheson (1681–1764) schreibt in seinem 1739 in Hamburg bei Christian Herold erschienenen enzyklopädischem Meisterwerk Der vollkommene Capellmeister im 13. Kapitel unter dem Titel Von den Gattungen und Abzeichen der Melodien. auf Seite 225 über diesen Tanz: »§. 87. Hiernächst betrachten wir […] Die Gavotta […] Ihr Affect ist wircklich eine rechte jauchzende Freude. Ihre Zeitmaasse ist zwar gerader Art; aber kein Vierviertel-Tact; sondern ein solcher, der aus zween halben Schlägen bestehet; ob er sich gleich in Viertel, ja gar in Achtel theilen läßt. […] §. 88. Das hüpffende Wesen ist ein rechtes Eigenthum dieser Gavotten; keinesweges das lauffende. […] §. 89. Daß die Frantzosen Gavote und nicht Gavotte schreiben, daran ist ihre Aussprache Schuld, in welcher das Endigungs e so wenig gilt, daß das t dadurch eine doppelte Krafft gewinnet. Was aber Menage von dem Ursprunge des Nahmens Gavote gedenckt, als ob derselbe von einem Bergvolcke in der Landschafft Gap herkomme, läßt sich hören. Mich deucht ich sehe diese Bergmänner auf den Hügeln mit ihren Gapoten [sic!] herumhüpffen. Was mehr dabey zu beobachten vorfällt, wird man im ersten Theil des Orchesters, in Niedts Handleitung II Theil, im Brossard, und endlich im Walther zu suchen haben.« Eine sehr frühe Erwähnung von »Gavotes« findet sich in der 1589 veröffentlichten Orchésographie des als Jehan Tabourot geborenen Kanonikers Thoinot Arbeau (1520–1595).
(2018/2019)