Ravel, Joseph-Maurice (1875–1937)

Sonate in vier Teilen (1922)

für Violine und Violoncello

1. Allegro

2. Très vif

3. Lent

4. Vif, avec entrain

Der erste Satz der Sonate en quatre parties für Violine und Violoncello von Joseph-Maurice Ravel (1875–1937) aus dem Jahre 1922 entstand bereits 1920 und erschien am 1. Dezember 1920 in Paris unter dem Namen Duo pour Violon et Violoncelle in einer Sonderausgabe des bedeutenden, 1920 vom Musikwissenschaftler Henry Prunières (1886–1942) gegründeten und herausgegebenen, Musikmagazins La Revue musicale und war dem Andenken an Achille-Claude Debussy (1862–1918) gewidmet. Diesem mit Texten und Illustrationen versehenen Heft (1. Jahrgang, zweite Ausgabe) lag eine ergänzende Notenausgabe unter dem Titel Le Tombeau de Debussy bei. Dieser Supplementband enthielt Kompositionen – in dieser Reihenfolge – von: Paul Dukas, Albert Roussel, Gian Francesco Malipiero, Eugène Goosens, Béla Bartók, Florent Schmitt, Igor Strawinsky, Maurice Ravel, Manuel de Falla und Erik Satie. Ihre Namen erscheinen auch auf der den Kompositionen vorangestellten Lithographie von Raoul Dufy (1877–1953) mit der Illustration eines versinnbildlichten musikalischen Grabsteines.

 

1922 ergänzte Ravel sein Duo zur schließlich viersätzigen Sonate en quatre parties pour violon et violoncelle, welche im Sinne ihrer Entstehung mit »A la mémoire de Claude Debussy« überschrieben ist.

Die bisher ungewohnte Behandlung der beiden Instrumente, beeinflußt von der neuen Ästhetik der Moderne und der damit verbundenen »versachlichten« und »entromantisierten« Tonsprache, war Ergebnis einer intensiven Beschäftigung mit den Spielmöglichkeiten der beiden Instrumente, worin Ravel sich auch von den Interpreten beraten ließ. Nach einer akribischen Probenarbeit gelangte dieses Werk, welches Ravel später als einen Wendepunkt in seinem Schaffen ansah, mit der Geigerin Hélène Jourdan-Morhange (1888–1961) und dem Cellisten Maurice Maréchal (1892–1964) am 6. April 1922 in Paris zur Uraufführung. Kritiker warfen Ravel vor, an den Musikern ein »Massaker« begangen zu haben. Ravel selbst bezeichnete dieses Werk als »eine Maschine für zwei Instrumente«. Davon abgesehen wurde dieses Werk nach anfänglicher Skepsis schnell eines der bedeutendsten Werke für Streichduo und ist heute aus dem Konzertleben nicht mehr wegzudenken.

(2016/2019)