Nach der Überlieferung in der Übersetzung von Ludwig Clarus (1888) und bearbeitet von Gertrud Willy heißt es in Die Regel vom heiligen Erlöser, wie dieselbe auf göttliche Weise durch den Mund Jesu Christi seiner frommen Braut, der heiligen Brigitta, geoffenbart worden ist.: »Ich bin wie ein gar mächtiger König, welcher seine Weinberge bepflanzte, und dieselben trugen lange Zeit sehr guten Wein. Endlich säete sein Feind gar schlimmen Samen hinein, welcher dermaßen aufging und sich verbreitete, daß die Reben nur mit großer Schwierigkeit Wein tragen konnten. […] Damit es deshalb an Wein nicht ganz gebreche, werde ich mir von neuem einen Weinberg pflanzen, in welchen Du die Reben meiner Worte trogen wirst; mein Freund soll dieselben legen; ich selber aber, Gott, will sie mit meiner Gnade fruchtbar machen. […] Diesen Orden also will ich zur Ehre meiner liebreichsten Mutter zuerst und hauptsächlich durch Frauen errichtet haben. Seine Ordnung und Satzungen werde ich mit eigenem Munde auf das vollständigste erklären.«
Nachdem die Hl. Birgitta von Schweden (geboren 1303 in Finsta, Schweden, gestorben am 23. Juli 1373 in Rom und am 7. Oktober 1391 heiliggesprochen) diese Worte empfangen und in Alvastra in Schweden den Erlöserorden ORDO SANCTISSIMI SALVATORIS ins Leben gerufen hatte, existieren heute drei voneinander in großen zeitlichen Abständen gegründete Ordenszweige, von denen der dritte und jüngste der Orden des Heiligsten Erlösers von der hl. Birgitta ist. Dieser wurde am 9. September 1911 durch die zehn Jahre zuvor zum Katholizismus konvertierte Maria Elisabeth Hesselblad (geboren am 4. Juni 1870 in Fåglavik, Västergötland in Schweden und gestorben am 24. April 1957 in Rom) gegründet. Sie trug seit dem 24. November 1904 das Ordenskleid des Bettelordens der Karmelitinnen und nannte sich seitdem Sr. Maria Elisabeth von der hl. Birgitta. Am 9. April 2000 wurde sie seliggesprochen.
Dieser dritte Ordenszweig ist kirchenrechtlich gesehen eine Schwesternkongregation unter der zentralen Leitung im Haus der Hl. Birgitta in Rom und zählt heute insgesamt 14 Niederlassungen in Italien, Schweden, der Schweiz, England, den Vereinigten Staaten, Indien und in Mexiko.
In diesen Klöstern wurden von Beginn an in ganz besonders feierlicher Weise die Tagzeiten begangen und die Gebete mit großer Hingabe gesungen. So erfüllen die Schwestern die im 5. Kapitel der Regel vom heiligen Erlöser dargelegte Forderung: »Die Schwestern sollen täglich aus Ehrerbietung gegen meine Mutter, die Jungfrau Maria, feierlich die Tagzeiten derselben singen, mit drei Lesungen an Feiertagen sowohl als an Werktagen.« in ganz besonderer Weise.
Unter anderem erklingt eben auch die berühmte ordenseigene – wahrscheinlich erst nach Birgittas Tod entstandene – Antiphon auf die Hl. Birgitta Rosa rorans bonitatem des Bischofs von Linköping Nils Hermansson (ca. 1326 bis 1391). Diese Antiphon geht auf eine Adaption der samstäglich im Kloster Vadstena gesungenen Mariensequenz Jubilemus in hac die zurück.
Das Kloster Vadstena gehörte ehemals dem dritten, nun aber dem ersten, von seinen Mitgliedern als der ursprüngliche, hauptsächlich durch Birgittas Tochter Katharina gegründeten Ordenszweig an, zu dem auch das Birgittenkloster Altomünster gehört.
Hier nun, in Altomünster, wird dieser wunderschöne Hymnus – außer an den Hochfesten – an jedem Tag nach der Vesper auf Deutsch mit folgendem Wortlaut gesungen, bzw. gebetet:
Rose duftend lauter Güte
Stern du in dem hellsten Glanz,
reich an Gnaden, o Birgitta,
füll mit Gottes Lieb uns ganz.
Fleh um Reinheit für uns alle
hier in diesem Jammertale.
Die Vertonung des Rosa rorans bonitatem für Gesangsstimme und Klavier durch den finnischen Komponisten Erkki Gustav Melartin (geboren am 7. Februar 1875 in Käkisalmi (heute Priosersk, Russland) und gestorben am 14. Februar 1937 in Pukinmäki) entstand in der Zeit von 1900 bis Mai 1906 und ist das erste von drei Liedern seines Opus 32.
(2015)