In die Reihe bedeutender Kammermusikkompositionen für die Duobesetzung Violine und Violoncello in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts reiht sich neben das 1914 von Zoltán Kodály (1882–1967) komponierte Duo für Violine und Violoncello op. 7, der Sonate en quatre parties pour violon et violoncelle von Joseph Maurice Ravel (1875–1937) aus den Jahren 1920 und 1922 und dem 1925 entstandenen Duo für Violine und Violoncello (WV 74) von Ervín Schulhoff (1894–1942) auch die dreisätzige Sonatine pour Violon et Violoncelle mit der Werkverzeichnisnummer H 80 des schweizer Komponisten Arthur Honegger (1892–1955) ein. Mit dem Entstehungsvermerk Paris, Septembre 1932. versehen erschien das Werk im selben Jahr bei Éditions Salabert Paris, wobei das Copyright bei Éditions Maurice Senart lag. Der Musikverleger Maurice Senart (1878–1962) arbeitete ab 1920 mit Albert Neuburger, dem zukünftigen Verlegers Honeggers als Leiter des Verlages Salabert zusammen. Das mit der Widmung à Albert et Anna Neuburger versehene Werk wurde am 16. Dezember 1932 in Paris im Rahmen eines Konzertes der Reihe Triton, welche für Aufführungen zeitgenössischer Musik veranstaltet wurde, an der École normale de musique de Paris von den Musikern Roth und van Dooeren, deren Familiennamen hier allein überliefert sind, uraufgeführt.
Honegger, der als Kind bereits Musikunterricht bekam und Violine lernte, begann auch in jungen Jahren mit dem Komponieren. Seine 1909 in Zürich begonnenen Studien setzte er 1911 in Paris am Konservatorium in den Fächern Violine und Kontrapunkt bei André Gedalge (1856–1926) fort. 1915 schließlich wurde er Kompositionsschüler von Charles-Marie Jean Albert Widor (1844–1937) und studierte Dirigieren bei Paul Marie Théodore Vincent d’Indy (1851–1931). Honegger war ein Komponist von großer Schaffenskraft, welcher etwa 200 Werke hinterließ. Darunter befinden sich Opern, Operetten, Szenische Oratorien, Chorwerke, Ballette, Filmmusiken, Kammermusik und Sinfonien, wie auch das äußerst populär gewordene Mouvement symphonique nr. 1 Pacific 231 (H 53) von 1923.
Gemeinsam mit Georges Auric (1899–1983), Louis Durey (1888–1979), Darius Milhaud (1892–1974), Francis Jean Marcel Poulenc (1899–1963) und Germaine Tailleferre (1892–1983) gehörte Honegger der »Groupe des Six« bzw. »Les Six« an und wirkte dort auch bei drei Gemeinschaftsarbeiten mit. Folgende Äußerung Honeggers in seiner deutschen Übersetzung findet sich überliefert bei Michael Kube in seiner Arbeit über die Kammermusik im Schaffen und Denken Honeggers auf Seite 158 der von Peter Jost herausgegebenen Schrift Arthur Honegger | Werk und Rezeption (Peter Lang, Internationaler Verlag der Wissenschaften, Bern 2009): »Ich will sagen, daß ich es gerne sehen würde, wenn die Zahl der Hörer, die sich für Kammermusik interessieren, zunehmen würde; denn diese Musik ist die reinste Art Musik. Hier können sich die musikalischen Gedanken am wahrhaftigsten entfalten und demjenigen, der die Kunst tief liebt, die feinsten und edelsten Empfindungen vermitteln.«
(2018)