Das EUROPERA-Jugendorchester — Gründungsauftakt und Anfangsjahre

Eine persönliche Dokumentation



Wenn der Töne Zauber walten
Und des Wortes Weihe spricht,
Muß sich Herrliches gestalten,
Nacht und Stürme werden Licht,

Äuß’re Ruhe, inn’re Wonne
Herrschen für den Glücklichen.
Doch der Künste Frühlingssonne
Läßt aus beiden Licht entstehn.

 

Text: Christoph Kuffner (1780–1846)


Ausschnitt aus dem Text der Fantasie für Klavier, Chor und Orchester; »Chorfantasie«
c-Moll op. 80; 1808/1809 komponiert von Ludwig van Beethoven (1770–1827)

 

 

 

Inhalt
 

Allgemeines und Spezielles zu dieser Dokumentation

 

Struktur
Anlaß
Anliegen
Quellenlage
Dokumente
Aufnahmen und Aufnahmetechnik
Zu den Aufnahmen im Einzelnen

 

1
2
3
4




Mitschnitt vom 16. April 1993 aus Görlitz
Mitschnitt vom 18. April 1993 aus Jelenia Góra
Mitschnitt vom 2. Oktober 1993 aus Zittau
Mitschnitt vom 22. September 1994 aus Bonn

Aufnahmen – Digitalisierung
Zur Veröffentlichung der Aufnahmen
 

Das EUROPERA-Jugendorchester und der Chor SEVERÁČEK

 Gründung
SEVERÁČEK
Dirigenten
Schreibweise des Orchesternamens

 

Persönliche Erinnerungen

 Zeit im Jugendsinfonieorchester der Musikschule
Anfang im EUROPERA-Jugendorchester
Nachbetrachtung

 

Hauptteil der Dokumentation – Chronologie und Dokumente

 

Chronologie der Dokumentation

Anhang: Dokumente und Aufnahmen [direkt verlinkt]

 

 


 

 

Allgemeines und Spezielles zu dieser Dokumentation


Struktur

Den Aufbau dieser Dokumentation habe ich aus Gründen der Übersichtlichkeit in einer einfachen Struktur gehalten: Der hier beginnende aus drei Hauptteilen bestehende Textteil mündet in die abschließende chronologische Aufstellung der Dokumente. Diese stellt den eigentlichen Kern dieser Arbeit dar, in welcher nicht weiter kommentiert alles an seinem »zeitlichen Ort« zu finden ist. Anfangs finden sich allgemeine Gedanken zum Werden dieser Dokumentation, zur Quellenlage und Erläuterungen zu Dokumenten und Aufnahmen. Im Anschluß daran folgt ein Text über die Gründung und erste Zeit des EUROPERA-Jugendorchesters einschließlich der für die Geschichte des Orchesters so bedeutsamen Zusammenarbeit mit dem Liberecer Kinderchor SEVERÁČEK. Danach findet sich ein Abschnitt mit persönlichen Erinnerungen, dessen sicht- und hörbarer Teil die abschließende Dokumentation darstellt.


Anlaß

Aus hauptsächlich zwei Gründen erwächst mein schon länger bestehender Wunsch nach einer Dokumentation der Anfangszeit des EUROPERA-Jugendorchesters: Zum einen möchte ich gern einmal mein aus dieser Zeit stammendes und damals schon unter dem Gesichtspunkt möglichster Vollständigkeit recht sorgfältig zusammengetragenes Material »in eine Form gießen«, da es für mich persönlich einen hohen Erinnerungswert hat und allgemein auch von Interesse sein könnte, zum anderen sehe ich allerdings, daß es abgesehen von einer aufwändigen Suche in entsprechenden (und wenn überhaupt vorhandenen, sich wo befindlichen?) Archiven beispielsweise im Rahmen einer einfachen Internetrecherche bislang so gut wie keine Aufzeichnungen über diese Zeit gibt, oder besser gesagt gab, denn noch während der Arbeit an dieser Dokumentation ist erfreulicherweise seit Anfang des Jahres mit Datum vom 3. Januar 2024 auf der Website der Musikschule »Johann Adam Hiller« in Görlitz eine umfangreiche Materialsammlung aus deren Archiv erschienen beziehungsweise aufzufinden. Möge dies ein weiterer schöner Anfang sein, Dokumente über Konzerte und deren Programme, Mitwirkende und Veranstaltungsorte leicht erreichbar zusammenzutragen, damit dieses wunderbare Projekt nicht in Vergessenheit gerät.

   Der Gedanke an solch eine Dokumentation konkretisierte sich nach etlichen Jahren allmählich und nahm nun die hier ersichtliche Gestalt an. Im Suchen und hoffentlich auch Finden geeigneter Formulierungen beim Bauen dieses Textes, welcher auch zukünftig vielleicht an der einen oder anderen Stelle korrigierende Änderungen, Anpassungen oder Verbesserungen erfahren wird, sehe ich so begründet einen bislang noch nicht abgeschlossenen Prozeß. Dieser ist – am Rande bemerkt – auch der Tatsache geschuldet, daß ich mir beim Schreiben grundsätzlich ausreichend Zeit nehme; allerhand parallel auftauchende Gedanken und Ideen wollen Gestalt annehmen, formuliert werden und drängen in ständigem Strom nach Ausdruck und »Sichtbarmachung«, oft auch nach vermeintlicher Fertigstellung von Texten. So hoffe ich sehr, daß manche gewiß auftauchende Länge in dieser Darstellung nicht als redundant empfunden, sondern als Ausdruck der Absicht genauer und vollständiger Darstellung gedeutet werden möge.


Anliegen

Ein Hauptanliegen dieser Dokumentation wird vor allem dadurch sichtbar, daß durch das Aufeinandertreffen von – wenn auch hier wenigen – Fotos, schriftlichen Dokumenten und vor allem den Aufnahmen eine aus meiner Sicht ganz und gar wünschenswert aussagekräftige Einheit entsteht, welche ein gewissermaßen plastisches Bild zu formen imstande sein könnte, um hieran Interessierten einen so entstehenden (noch) lebendige(re)n Eindruck von der ersten Zeit dieses von Anbeginn, wie oben bereits erwähnt, auf hohem Niveau und darüber hinaus mit großer Freude musizierenden – und eben aus Musikschülern (!) bestehenden – Orchesters zu vermitteln.
   Es gibt meiner Ansicht nach überhaupt einen wichtigen, geradezu zwingenden Grund hierfür, denn über die Anfangszeit des EUROPERA-Jugendorchesters ist allgemein – von eingangs bereits erwähnter seit kurzem online zur Verfügung gestellter Materialsammlung der Görlitzer Musikschule abgesehen – so gut wie nichts (mehr) allgemein erreichbar überliefert und damit auch kaum mehr bekannt. Recherchen dazu dürften bislang größtenteils ins Leere gelaufen sein, von einigen wenigen Zeitungsartikeln späteren Datums, die die Anfangsphase am Rande erwähnen, mal abgesehen. Aus späteren Jahrgängen ließen und lassen sich dann schon wieder einfacher Informationen finden. Eine Suche nach Informationen über die Anfangszeit dieses Klangkörpers erschwerend dürfte hinzukommen, daß sich im Laufe der Jahre nicht nur äußere Umstände wie Organisation und Träger geändert haben, sondern sich auch der Name gewandelt hat zu »Europera Youth Orchestra« (EYO) mit einem eigenen Webauftritt unter www.eyo-orchestra.com, der aber – wie das Orchester leider auch – nicht mehr existiert.
   Im Übrigen sind das aber alles »spätere« Umstände, mit denen ich nicht mehr vertraut bin, da sich aufgrund meines Schulwechsels ab dem Schuljahr 1994/95 aus Görlitz auf die Spezialschule für Musik in Dresden und des damit verbundenen Wegganges aus dem Orchester »unsere« Wege auch für die Folgezeit – von kurzen Begegnungen abgesehen – verliefen.
   Informationen, die Zeit ab Oktober 1994 betreffend, muß ich dann selbst auch aus anderen Quellen, als den sich bei mir befindlichen, recherchieren.


Quellenlage

Zum Zeitpunkt der ersten Arbeit am schriftlichen Teil dieser Dokumentation ab dem 24. Oktober 2023 war die Quellenlage über die Anfangszeit dieses Orchesters dergestalt, daß für jemanden, der aus reinem Interesse über das EUROPERA in seinen Anfangstagen etwas auf unkompliziertem Wege recherchieren wollte, eigentlich so gut wie nichts in Erfahrung zu bringen war.
   Einen Rechercheweg über Privatpersonen, Veranstaltungsorte, öffentliche Stellen in Polen, Tschechien und Deutschland, Stadt- und Zeitungsarchive und den an diesem Projekt beteiligten Musikschulen einzuschlagen wäre mit sehr viel Aufwand verbunden gewesen, aber, wie schon erwähnt, ist nun auch über die Musikschule Görlitz bereits seit Anfang 2024 einiges Material zu finden und in Zukunft werden sicherlich auch noch an weiteren Stellen Quellen hervorsprudeln, wie mir beim schönen Wiedersehenstreffen vom 12.–14. Januar 2024 in Liberec deutlich wurde!
   In diesem Sinne möchte ich mit meinem zusammengetragenen kleinen Konvolut, den Zeitraum vom 16. März 1993 bis 22. September 1994 betreffend, ebenso dazu beitragen. Mögen die vorliegenden Dokumente gern einen Anfang darstellen für weitergehende Erkundungen.


Dokumente

Schriftliche, bildliche und klangliche Dokumente aus der Anfangszeit des EUROPERA-Jugendorchesters – welchem ich von Anbeginn und für die Dauer von etwa anderthalb Jahren angehörte – wollte ich, nachdem ich sie schon bis heute aufbewahrt habe, dann auch einmal gesichtet, geordnet und so zusammengestellt schließlich digitalisiert an einem geeigneten Ort zur »Aufbewahrung« einem größeren Interessentenkreis und diesem vor allem leicht erreichbar zur Verfügung stellen. Deshalb war ich auch bis zuletzt lange Zeit auf der Suche nach einer Idee im Sinne einer Vorgehensweise, wie dies alles im Einzelnen zu verwirklichen wäre. Etliche notwendige technische Voraussetzungen ganz unterschiedlicher Art (neben dem dazugehörigen Wissen über ihre Handhabbarkeit) mußten geschaffen werden und haben nun dankenswerterweise dazu beigetragen und mich ganz sicher auch dazu inspiriert dieses Vorhaben nun endlich – um ganz genau zu sein: seit dem 21. Oktober 2023 – in die Tat umzusetzen.

   Neben ein paar wenigen – eher zufällig wiedergefundenen – Fotos befanden sich über die Jahre wohlaufbewahrt und in einfacher, loser Reihenfolge in einer meiner Notenmappen seit EUROPERA-Tagen eben nicht nur meine Noten, sondern alle Konzertprogramme, Programmhefte und auch erhaltene Briefe zum Beispiel mit allgemeinen und speziellen terminlichen und organisatorischen Informationen der Musikschule zu Proben, Probenlagern und Konzerten, sowie die uns ausgeteilten Probenpläne und einige »Artefakte«, die ich als mir wichtige Erinnerungsstücke aufbewahrungswürdig erachtete.

   Was sich aber an anderer Stelle lange im Regal und zuletzt in einem schützenden Karton erhalten hat, sind klangliche Zeugnisse aus der Anfangszeit des EUROPERA-Orchesters, darunter das Inaugurationskonzert vom 16. April 1993 in der Stadthalle Görlitz! Es wird – wie alle Mitschnitte hier – überhaupt zum ersten Mal nach über dreißig Jahren veröffentlicht.


Aufnahmen und Aufnahmetechnik

Zu den Aufnahmen und der Aufnahmetechnik möchte ich deshalb und überhaupt gern einmal im nun folgenden Abschnitt etwas detaillierter, als vordergründig vielleicht notwendig erscheint, eingehen. Mag die eine oder andere Datumsangabe keine für diese Dokumentation so zentrale Rolle spielen – ich schreibe sie persönlich grundsätzlich gern dazu, vielleicht trägt dies ja auch ein wenig zu einem insgesamt noch lebendigeren Bild dieser Darstellung bei. —

   Meine Faszination über die technischen Möglichkeiten der Klangaufzeichnung, welche sich in den 1990er Jahren mit dem Aufkommen bezahlbarer, praktikabler und qualitativ hochwertiger Recorder mehr und mehr boten, mündete in dem Wunsch nach einem solchen Aufnahmegerät. So war es vor dem Mitschnitt des ersten Konzertes noch gar nicht so lange her, als ich mir nach intensiver Suche am 29. Januar 1993 bei »Kitte & Sohn« auf der Hospitalstraße in Görlitz den in Stereo (!) mit einem Frequenzgang von 20 bis 15.000 Hz aufnahmefähigen Sony-Walkman WM‑GX 35 gekauft hatte. Ganz wichtig dabei erschien mir das externe Mikrofon, denn die Bandlaufgeräusche sollten ja – wie sie im Gegensatz von einem »nur« internen Mikrofon bei der Aufnahme aufgezeichnet werden würden – die von vornherein ohnehin semi-professionelle Qualität nicht noch weiter beeinträchtigen. Mit meinen damals vierzehn Jahren war mein technisches Wissen in dieser Beziehung zwar eher bescheiden, aber ich glaube dennoch, daß die Entscheidung für dieses Gerät nicht allzu schwierig war. Man muß die Tatsache bedenken, daß die Auswahl an weitestgehend erschwinglicher und – wie von mir ja ohnehin gewünscht – leicht handhabbarer und gut zu transportierender Aufnahmetechnik zu dieser Zeit doch sehr überschaubar war. Ein DAT-Recorder kam für mich also genausowenig infrage, wie ein MiniDisc-Aufnahmegerät. Solch einen Hi-MD-Recorder, den Sony MZ-RH10, habe ich mir – nebenbei bemerkt – tatsächlich, aber erst ein dutzend Jahre später am 14. September 2005 gekauft. Den ab dem Jahr 1993 entstandenen Aufnahmen mit meinem ersten – und was mich wirklich freute: weitestgehend zuverlässig funktionierenden – Aufnahmegerät ist der nächste Abschnitt dieser Dokumentation gewidmet.


Zu den Aufnahmen im Einzelnen

Alle von mir gemachten Aufnahmen sind erhalten geblieben und finden zum überwiegenden Teil Eingang in diese Dokumentation. Chronologisch geordnet führe ich in folgendem kleinen Überblick alle Mitschnitte und anschließend diese im Einzelnen mit Erläuterungen versehen auf.
 

  

1 — Generalprobe und Inaugurationskonzert vom 16. April 1993 in der Stadthalle Görlitz

2 — Konzert vom 18. April 1993 in der Aula der »Akademia Ekonomiczna« von Jelenia Góra

3 — Konzert vom 02. Oktober 1993 in der Johanniskirche Zittau

4 — Konzert vom 22. September 1994 aus dem Saal im »Haus der Geschichte« in Bonn

 

1 — Mitschnitt vom 16. April 1993 aus Görlitz

Der Mitschnitt des Görlitzer Konzertes erfolgte von etwa der Mitte der ersten Reihe des rechten ersten Ranges aus, also einer anderen Sitzposition, als auf meiner »Zuhörerkarte«, die ich, wie alle in einem Konzertteil pausierenden Orchestermitglieder, bekam, abgedruckt ist. Für das Konzert wurde dann nur der erste Rang auf der rechten Seite geöffnet. Die Aufnahme der Chorfantasie konnte erfreulicherweise mithilfe eines Aufnahmeassistenten gelingen.

   Die bei allen Aufnahmen ständig präsente Problematik der zur Verfügung stehenden Bandlaufzeit bei teils schwieriger Einschätzung, wieviel mögliche Spiellänge auf wieviel vermutlich noch vorhandenes unbespieltes Band trifft – Leerkassetten standen mir meist nur in gerade so ausreichender Anzahl zur Verfügung – führten etwa beim Mitschnitt des Görlitzer Konzertes dazu, daß, um Band zu sparen, durch das bei Satz- oder Beifallspausen bedingte Aus- und zumindest bei der Suite Colas Breugnon von Tadeusz Baird einmal viel zu späte Wiedereinschalten, leider ein größerer Teil des Beginns vom sechsten Satz, dem Postludium, fehlt. Aus Vorsicht, daß so etwas vorkommen könnte, hatte ich die dem Konzert vorausgehende Generalprobe mitgeschnitten, weshalb ich die Aufnahme der Suite in ihrer da vollständigen Version hinzufüge. Ebenfalls ergänze ich noch die Symfonia von František Xaver Brixi aus dieser Probe, da der Beginn in der Konzertaufnahme zwar nur kaum merklich, aber dennoch ein wenig angeschnitten ist.
Die Probenaufnahmen tragen ja – von ein paar Stunden Zeitunterschied abgesehen – nicht nur das selbe Datum, sondern auch die gleiche »interpretatorische Handschrift« der ohnehin selben Besetzung. Was mir ganz besonders jetzt (Stand: 16. Januar 2024) im Rahmen hinzukommender Beachtung und während der Entstehung dieser Dokumentation völligen Neubewertung der Probenmitschnitte – ein lange nicht vorhanden geglaubter Teil ist überraschenderweise doch »aufgetaucht« – noch besonders auffällt, ist der bemerkenswerte klangliche Unterschied der Generalprobenaufnahmen im Stadthallensaal ohne Publikum im Vergleich zum Konzertmitschnitt.  

   Die Generalprobe lief übrigens in folgender Reihenfolge ab: Nach Begrüßung und für das Konzert aus »Übungsgründen« nochmaligem von der Bühne Ab- und wieder Aufgehen wurde der Chor SEVERÁČEK aus Liberec willkommen geheißen. Diese kleine Episode und das darauf folgende – in Ablauf und Qualität fast schon grandiose – Einsingen des Chores ließen mich nicht zuletzt allein durch die herrlich changierenden Akkordwechsel am Ende zum Schluß gelangen, daß diese Aufnahme noch einmal aufgenommen werden soll – in diese Dokumentation.
   Die nach dem Einsingen erfolgte Probe der Chorfantasie von Beethoven hatte ich von meinem Platz aus aufgenommen, weshalb ich deren Mitschnitt aus aufnahmetechnisch bedingten klanglichen Gründen bislang nicht in der Dokumentation verwenden wollte. Weiterhin ist diese Aufnahme nicht ganz komplett, da sie kurz nach dem Beginn versehentlich für ein kurzes Stück einer Begrüßungsrede beim Konzert (welche ich aber aus voraussehbaren Bandlängengründen dann glücklicherweise doch nicht aufnahm – das Kassettenband auf der dann richtigen Seite reichte für die Konzertaufnahme tatsächlich gerade so) überspielt wurde.

   Die Generalprobe der Chorfantasie war die überhaupt erste Probe mit dem Chor. Nach einem kompletten Durchgang wurde der Teil ab sechzehn Takte vor Choreinsatz noch zweimal wiederholt, einmal teilweise und schließlich komplett. Dieser Abschnitt (ganz genau: ab Takt 393, also fünf Takte vor dem »Allegretto ma non troppo quasi Andante con moto«) ist übrigens der selbe, wie er auch in den zukünftigen Zugaben gespielt wurde.

   Mit Stand vom 15. September 2024 habe ich mich nach einiger Zeit des Überlegens und wiederholten Anhörens der Aufnahme letztendlich doch entschieden, zumindest den dritten Probendurchgang – ebenfalls als »Zugabe« – in diese Dokumentation mit hinein zu nehmen. Wenn auch das Aufnahmegerät vor der Holzbläsergruppe akustisch nicht ideal platziert war, so erinnert dieser Mitschnitt meines Erachtens soviel an die Atmosphäre und Energie der Probe, daß es ehrlich gesagt nicht im Sinne dieser Dokumentation wäre, wenn er unbeachtet bliebe. —
   Nach der Chorfantasie folgten in der Probe die Suite von Baird und schließlich die Symfonia von Brixi. Bei diesen Aufnahmen habe ich die zwischen den Sätzen liegenden Pausen stellenweise ein wenig gekürzt, da dort manchmal probenbedingt noch gesprochen oder gewartet wurde. Beim Baird ist die Pause nach dem Preludium ohnehin etwas kurz geraten, da dort die Kassette bei der Aufnahme gewendet werden mußte.

   Ich hoffe, mit den Generalprobenmitschnitten nicht nur einen passenden Ersatz für die kleinen Fehlstellen bei der Konzertaufnahme im Sinne möglichster Vollständigkeit gefunden zu haben, denn: Die nur in diesen Aufnahmen überlieferten Mitschnitte der Generalprobe stellen die definitiv ersten überhaupt existierenden Klangdokumente dar, welche das Spiel des EUROPERA-Jugendsinfonieorchesters dokumentieren, wobei hier mit dem Schlußteil der Chorfantasie die früheste und mit Colas Breugnon die erste dann vollständige Aufnahme dokumentiert werden.


2 — Mitschnitt vom 18. April 1993 aus Jelenia Góra

Das Konzert vom 18. April 1993 in Jelenia Góra hatte ich ebenfalls, allerdings ohne den A-cappella-Chorteil aufgenommen. Aus aufnahmetechnischen und anderweitig klanglichen Gründen wollte ich den kompletten Konzertmitschnitt in der Dokumentation bislang eigentlich nicht berücksichtigen. Die hier erklungenen Werke waren, wie man dem Programmblatt auch entnehmen kann, identisch mit denen des Görlitzer Konzertes, womit eine Nichtverwendung dieser Aufnahme zu keinem nennenswerten »Verlust« zumindest im Sinne einer »Lücke« des hier dokumentierten Repertoires geführt hätte.
   Die aus oben genannten Gründen plausible Überlegung, den Mitschnitt im Ganzen unberücksichtigt zu lassen, erschien mir aber bei genauerer Betrachtung der Tatsache, daß es sich hier um eines der ganz seltenen Dokumente aus der Anfangszeit des Orchesters handelt, als etwas »zu konsequent«, denn einige, wenn auch wenige, Teile könnten davon doch sicherlich ausgenommen werden, so mein Gedanke.
   Deshalb hatte ich mich am 20. September 2024 nun doch entschlossen, diese Aufnahme noch einmal komplett durchzuhören und nach Abschnitten gesucht, welche ich in diesem Sinne in die Dokumentation mit hineinnehmen könnte. Letztlich ist es im Vergleich zu den anderen Mitschnitten nicht viel Material, aber doch hoffentlich soviel, daß wünschenswerterweise ein kleiner Eindruck dieses Konzertes vermittelt werden kann. Entschieden habe ich mich für die beiden letzten Sätze (5. Taniec II · Gaillarde und 6. Postludium) aus Colas Breugnon, sowie den ab Takt 393 beginnenden Abschnitt der Chorfantasie. Letzterer erscheint hier sogar zweimal: als Konzertmitschnitt und als Zugabe, die wir hier möglicherweise (!) als solche zum ersten Mal gespielt haben.
   Der Hauptgrund, die Zugabe bisher nicht in der Dokumentation zu berücksichtigen lag ganz einfach darin, daß ein Kassettenseitenwechsel während der Aufnahme stattgefunden hat, so daß sie leider mittendrin unterbrochen wurde. Davon wollte ich mich aber schließlich nicht abhalten lassen und habe etwa bei Minute 1:38 eine Aus- und nach ca. 1:42 eine Einblendung der Aufnahme, welche an dieser Stelle im Original knapp 20,5 Sekunden unterbrochen ist, vorgenommen.
Allein die Verve, mit welcher der Chor ganz besonders hier zu hören ist, ist Grund genug, diese Aufnahme, wenn auch in dieser Form bearbeitet, letztendlich doch zu veröffentlichen.

   Die sich bislang als Einzige in dieser Dokumentation – und auch weiterhin – befindliche kurze Aufnahmesequenz aus Jelenia Góra ist die bereits nach diesem Konzert durch Matthias Kertzsch während der Verabschiedung von Chor und Orchester erfolgte Ankündigung unseres etwa ein halbes Jahr später in der St.-Johannis-Kirche von Zittau stattfindenden Konzertes.

Mit der Ergänzung durch die drei Konzertteile der Aufnahme aus Jelenia Góra möchte ich an dieser Stelle im Sinne eines Fazits (mit Stand vom 28. September 2024) bemerken, daß damit nun abschließend alle mir zur Verfügung stehenden und aus meiner Sicht für diese Dokumentation geeigneten Aufnahmen veröffentlicht sind.


3 — Mitschnitt vom 2. Oktober 1993 aus Zittau

Den Mitschnitt des – wie oben schon erwähnt – am 18. April 1993 in Jelenia Góra angekündigten Konzertes in der Zittauer Johanniskirche möchte ich trotz gewisser klanglicher Einschränkungen aus in mehrfacher Hinsicht bemerkenswerten Gründen unbedingt dokumentieren. Wie auch der späteren schriftlichen Ankündigung durch Matthias Kertzsch zu entnehmen, stand für dieses Festkonzert nur wenig Probenzeit zur Verfügung. Der Anlaß für dieses Gastspiel war ein durchaus historischer, denn es fand am Vorabend der Einweihung der Grenzübergangsstelle Friedensstraße statt. Wohlgemerkt, diese Aufnahme dokumentiert auch das letzte unter der Leitung unseres hervorragenden Dirigenten Reinhard Seehafer aufgeführte EUROPERA-Konzert, sowie die nirgendwo verzeichneten – aber wie hier auch in der Ansage durch Rudolf Mihulka erst während des Konzertes angekündigten – Werke, welche vom Chor gesungen wurden.
   Der SEVERÁČEK ist hier mit neuem Programm und sogar mit der großartigen Orgel zu hören. Als Referenz singt er die Chorfantasie auf deutsch! Des Weiteren ist hier erstmalig vollständig die Zugabe dieses Werkes – ebenfalls mit Beginn ab sechzehn Takten vor dem Choreinsatz – dokumentiert. Soweit ich es (auch aus der Erinnerung) noch rekonstruieren kann, ist der Mitschnitt bis zur Chorfantasie wahrscheinlich von unter der Westempore der Kirche aus und ab dem Beethoven von dem dann sicherlich zwischen Orchester und Chor platzierten Aufnahmegerät entstanden.


4 — Mitschnitt vom 22. September 1994 aus Bonn

Schließlich existiert auch noch der Konzertmitschnitt vom 22. September 1994 im Bonner »Haus der Geschichte«, zu dessen offiziellem Anlaß auch der damalige sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (die einleitenden Worte seiner freundlichen Begrüßungsrede sind am Beginn zu hören) und der zeitgleich amtierende Bundespräsident Roman Herzog anwesend waren. Bei dieser Aufnahme gibt es beim Beethoven am Anfang innerhalb der ersten circa fünf Minuten immer mal wieder für eine kurze Zeit eine Beeinträchtigung der Wiedergabequalität, denn es hatte sich wohl irgendwann mal das Band im Gerät verfangen und mußte daraus wieder mühevoll hervorgeholt werden, was nicht ohne mechanische Spuren zu hinterlassen vor sich gehen konnte. Diese sind nicht nur sichtbar, sondern haben sich auch leider im klanglichen Ergebnis manifestiert. Zeitlich bedingter Lagerung geschuldet ist weiterhin ein leichtes – durch den bei Magnetbandaufzeichnungen typischen sogenannten Kopiereffekt hervorgerufenes und der Wickelrichtung des Bandes geschuldetes – »Vor-Echo« zu hören.
   Beim Bonner Konzert kann ich es nicht mehr ganz sicher sagen, da aber habe ich die Aufnahme aus pragmatischen Gründen wahrscheinlich eher vom Seitenbereich der Bühne des Saales in Höhe des Orchesters aus gemacht. Analog zum Zittauer Konzert dokumentiert dieses hier übrigens wiederum ein letztes Zusammenwirken von einem Dirigenten mit dem Orchester nach einer Konzertsaison: Miloš Krejčí – es war eine große Freude, unter seiner Leitung spielen zu dürfen – Děkuji mnohokrát!

   Abgesehen von ein paar Werken ist mit diesen Aufnahmen der doch größte Teil der in den ersten anderthalb Jahren gespielten – und gesungenen – Werke dokumentiert. Es waren aus meiner Sicht alles Konzerte mit wirklich ausgesuchten Kompositionen und interessanten Zusammenstellungen, worunter sich erfreulicherweise auch seltener gespielte Werke befanden!


Aufnahmen – Digitalisierung

Ein noch längeres Warten auf eine Digitalisierung der Aufnahmen wäre aus vielen ersichtlichen Gründen nicht zu empfehlen gewesen. Da die Qualität der Mitschnitte ohnehin keinen Studioansprüchen entspricht und nach einer Überspielung erst recht so weit wie möglich erhalten bleiben sollte, wollte ich deren Übertragung auf den PC nicht mit einem »einfachen« kleinen Kassettenspieler, wie sie es heute noch und sogar mit USB-Anschluß zum Digitalisieren gibt, bewerkstelligen, sondern hielt Ausschau nach einem – ganz sicher auch stabileren und mit möglichst geringen Gleichlaufschwankungen arbeitenden – Kassettendeck.
   Mir ist bewußt, daß es natürlich immer noch weitaus höherwertigere Geräte gibt, aber ich hoffe, daß ich mein Ansinnen mit dem am 22. Mai 2020 schon für andere Überspielungen gekauften Stereo Cassette Deck TC‑WR735S von Sony größtenteils verwirklichen konnte.
   Einige Versuche, die Aussteuerung betreffend, waren nötig, gelangen aber gut mithilfe der Tonstudio-Software Audacity. Die teilweise leichten Übersteuerungen in der Aufnahme lassen sich allerdings nicht mehr kompensieren und ich möchte an dieser Stelle betonen, daß ich auch sonst nichts mehr an den Aufnahmen bearbeitet habe, wie zum Beispiel das »Hinzufügen« einer Rauschunterdrückung oder das Anheben oder Absenken spezieller Frequenzen. Die Qualität der erfolgten Überspielung ist meines Erachtens sehr, sehr nahe an der der Aufnahme. Unter dem Strich muß ich sagen, daß ich auch allgemein über die Aufnahmequalität positiv überrascht bin, die das kleine Mikrofon in Verbindung mit dem Walkman und letztlich auch den zur Verfügung stehenden Kassetten geleistet hat.


Zur Veröffentlichung der Aufnahmen

An dieser Stelle möchte ich gern eine herzliche Bitte anbringen:
   Falls doch jemand mit der Veröffentlichung der Aufnahmen (oder Teilen daraus) nicht einverstanden sein sollte, möge er mir das bitte unbedingt mitteilen, dann werde ich diese so schnell als möglich darauf angepaßt, also um den entsprechenden Teil gekürzt hier neu einstellen oder sie dann ganz von der Seite nehmen. Das wäre natürlich bedauerlich, denn diese Aufnahmen haben ja in gewisser Weise nicht nur einen Erinnerungswert, sondern stellen ein Beispiel der »Musikschulorchester-Tradition« im deutsch-polnisch-tschechischen Dreiländereck in den 1990er Jahren, also der Nachwendezeit, dar. Ganz klar geben sie Zeugnis einer – besonders heute ganz und gar nicht mehr alltäglich anzutreffenden – hohen Spielqualität als Ergebnis einer überaus gründlichen und insgesamt hochwertigen Ausbildung, deren integraler Bestandteil es war, dem instrumentalen Hauptfach ein ergänzendes Unterrichtsangebot wie etwa Korrepetition und Gehörbildung zur Seite zu stellen. Die Mitwirkung in den vielen kleinen Ensembles und/oder im Orchester war für viele Schüler selbstverständlich und regelmäßige Vorspiele, Konzerte und auch Prüfungen standen gewissermaßen auf der Tagesordnung.
   Augenzwinkernd könnte man auch von einem kleinen »Musikschul-Studium« sprechen, aber auf jeden Fall war diese Ausbildung ganz sicher eine exzellente Vorbereitung für all jene, die ein zukünftiges »großes« Musikstudium anstrebten.
   Das möchte ich gern zu bedenken geben und danke sehr für eine dem Ansinnen dieser Dokumentation gewogenen Einschätzung bezüglich der hier erfolgenden Veröffentlichung der ausgewählten Aufnahmen.

 

Das EUROPERA-Jugendorchester und der Chor SEVERÁČEK


Gründung

Die Gründung des EUROPERA-Jugendorchesters am 9. Oktober 1992 ist der Initiative von Matthias Kertzsch, dem damaligen Direktor der Görlitzer Musikschule in den Jahren von 1992 bis 1996, zu verdanken. Professor Wolf-Dieter Ludwig (1928–2007), von 1991 bis 1994 Intendant des Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau, hatte ein EUROPERA genanntes Projekt an seinem Hause ins Leben gerufen, an welches die Idee einer weiteren und dieses Projekt damit erweiternden Gründung eines Jugendorchesters anknüpft. Gemeinsam mit dem ebenso am Görlitzer Theater von 1989 bis 1995 als Generalmusikdirektor wirkenden Chefdirigenten Reinhard Seehafer und weiteren Vertretern des Musiktheaters und der beteiligten Musikschulen wurde dieses trinationale Orchester der sogenannten »Euroregion Neisse-Nisa-Nysa« aus der Taufe gehoben. Von Anfang an war mit diesem in vielerlei Hinsicht bedeutsamen Projekt ein hoher künstlerischer und musikalischer Anspruch verbunden, welcher sich unter anderem darin begründet, daß das Orchester »[…] sich aus den besten Schülern von zehn Musikschulen der EUROREGION Neiße zusammensetzt […]«, wie Matthias Kertzsch im ersten Mitteilungs-Brief vom 16. März 1993 zur Information und Ankündigung des initiativen Orchesterprobenlagers und der sich daran anschließenden – dem Gründungsgedanken des Orchesters folgenden, nämlich: drei – Premieren-Konzerte in Görlitz, Liberec und Jelenia Góra schreibt.
 

SEVERÁČEK

Ein großer Glücksfall für das Orchester war die von Anbeginn erfolgende Zusammenarbeit mit dem Liberecer Kinderchor der Základní umělecká škola (ZUŠ) mit dem klangvollen – sich vom Diminutiv von severák für (kalter) Nordwind ableitenden – Namen SEVERÁČEK. Dieser über tschechische Grenzen hinaus hochangesehene, mit vielen Preisen ausgezeichnete und durch zahlreiche Aufnahmen weithin bekannte Chor wurde bereits 1958 von der Chorleiterin Jiřina Uherková (1930–1989) und ihrem Mann, dem Arrangeur und Komponisten Milan Uherek (1925–2012), welcher für seinen Chor eine große Anzahl von Kompositionen und Arrangements schuf, gegründet. – Neben der Chorfantasie von Beethoven und dem Hymnus von Otmar Mácha beispielsweise brachte der SEVERÁČEK bei den EUROPERA-Konzerten zahlreiche a‑cappella gesungene Werke aus verschiedenen Jahrhunderten zur Aufführung, wie auch beim Gastspiel im Görlitzer Theater am 15. Dezember 1993, welches ich ebenso als einen wichtigen Teil dieser Dokumentation betrachte und es deshalb im abschließenden Dokumenten-Teil mit aufführe.


Dirigenten

Zwei Dirigenten leiteten in den Jahren 1993 und 1994 das Orchester mit großer Hingabe, Geduld und Einfühlungsvermögen: Reinhard Seehafer stand bis zum Konzert am 2. Oktober 1993 in der Zittauer Johanniskirche am Pult des EUROPERA und ab der Proben- und Konzertphase am 29. November des selben Jahres lag die Leitung des Orchesters bis zum Konzert im Bonner »Haus der Geschichte« am 22. September 1994 in den Händen von Miloš Krejčí.

 

Schreibweise des Orchesternamens

Was die Schreibung des Namens des Orchesters – wie ich ihn in der Überschrift dieser Dokumentation und im weiteren Text verwende, also: »EUROPERA-Jugendorchester« – angeht, stelle ich fest, daß diese über die Jahre durchaus nicht konsequent angewandt wurde. Es scheint fast so, als daß es möglicherweise auch keine eindeutige Schreibweise – abgesehen von der offensichtlich beabsichtigten Namenserweiterung mit dem Zusatz »Musikschul(-)«, welche aber auch (selbst innerhalb einer Publikation, wie dem Bonner Programmheft von 1994) nicht konsequent gehandhabt wurde, gibt. Um mal einen Eindruck dafür zu geben, habe ich hier eine kleine Zusammenstellung mir vorliegender unterschiedlicher Schreibungen chronologisch nach dem Datum ihres (mit meinen Mitteln sicher belegbar frühesten) Aufscheinens aufgelistet:
 

 

EUROPERA-Jugendorchester

EUROPERA JUGENDORCHESTER

EUROPERA JUGENDORCHESTER

E U R O P E R A Jugendorchester

MLODZIEZOWA ORKIESTRA EUROREGIONU

EUROPERA (-) Jugendorchester

EUROPERA-Musikschulorchester

E U R O P E R A - Musikschulorchester

EUROPERA-Jugend-ORCHESTER

EUROPERA-Jugend-Musikschulorchester

EUROPERA JUGEND-MUSIKSCHUL-ORCHESTER

EUROPERA-Jugend-Musikschul-Orchester

—   16.03.1993

—   16.04.1993

—   16.04.1993

—   17.04.1993

—   18.04.1993

—   02.10.1993

—   29.03.1994

—   ca. April 1994

—   ca. April/Mai 1994

—   12.08.1994

—   28.07.1994

—   28.07.1994


   Man sieht sehr schön alle möglichen Variationen von Groß- und Kleinschreibung, mit und ohne gesperrten (und kursiven!) Versalien, Bindestrichen und einer uneinheitlichen Verwendung der Leerzeichen. Alltägliche typographische Ungenauigkeiten, wie man sie zuhauf beobachten kann, sind hierfür sicherlich die Hauptursache, aber ich glaube zu erkennen, daß im Grunde die hier (ob)erste Schreibweise die ursprünglich gemeinte ist. Dieses Argument unterstützend kommt sicherlich hinzu, daß am Anfang eines Projektes, wie diesem hier auch, der Namensgebung und mit dieser eng verbunden der Namensschreibung die Aufmerksamkeit in meist größtmöglichem Maße gehört.
   Nicht ganz klar geht die Absicht hervor, ob ab 1994 eine teilweise Umbenennung beabsichtigt war in »EUROPERA-Musikschulorchester« oder damit implizit doch schon die erweiterte Namensgebung zu »EUROPERA-Jugend-Musikschul(-)[O/o]rchester« gemeint war.
  
   Eines allerdings haben alle Variationen in Namensgebung und Schreibung gemein: Das in Versalien geschriebene, vorangestellte »EUROPERA«, welches als Überbegriff des »Gesamtprojektes«, unter dessen »Dach« auch unser Orchester als ein Teil davon gesehen werden kann, zu verstehen ist und wie auch vom Görlitzer Theater – mit Registriert-Zeichen – versehen zu dieser Zeit verwendet wurde: »EUROPERA® Musiktheater Görlitz«.

 

Persönliche Erinnerungen


Zeit im Jugendsinfonieorchester der Musikschule

Die Kammermusik hatte für mich schon immer einen hohen Stellenwert, wobei das Musizieren im Ensemble mit den Jahren als Schüler an der Görlitzer Musikschule »Johann Adam Hiller« einen immer wichtigeren Platz einnahm. Nachdem ich Mitte 1990 von der Blockflöte auf die Querflöte wechselte, kam ich alsbald auch ins Jugendsinfonieorchester der Musikschule, dessen Proben ich immer sehr gern besucht habe. Das lag – neben meiner Freude am Orchesterspiel sowieso – zum großen Teil auch an der inspirierten und mich musikalisch ungemein inspirierenden Arbeit unseres Dirigenten, des Geigers und Komponisten Thomas Stapel begründet, welcher für uns etliche Werke und Arrangements voller Esprit und eleganter Zeitlosigkeit schuf. »Drei sinfonische Songs« aus seiner Feder gehören bis heute zu meinen Lieblingswerken. —

    Unser gut besetztes Orchester spielte etliche Werke der klassischen Literatur, wie etwa aus der Schauspielmusik zu »Rosamunde, Fürstin von Zypern« D. 797 (op. 26) von Franz Schubert oder Joseph Haydns 6. Sinfonie Hob. I:6 (mit dem Beinamen »Le Matin« – der ersten von insgesamt drei Sinfonien seines sogenannten »Tageszeiten-Zyklus«) – um einfach mal zwei Beispiele zu nennen. Unser Musikschulorchester erklang nicht nur in zahlreichen Konzerten, sondern wir bekamen – in intensiver wöchentlicher Probenarbeit und Probenlagern – eine sehr gute Ausbildung als angehende (und zum Teil ja später auch professionelle) Orchestermusiker. Dies trug maßgeblich zur Bildung eines soliden Fundamentes bei, welches mir persönlich später in der Musikspezialschule oder dann beim Studium immer eine große Stütze war. Dafür und für die schöne Zeit im Musikschulorchester bin ich im allgemeinen und Thomas Stapel im Besonderen sehr dankbar! All diese grundlegenden Erfahrungen möchte ich keinesfalls missen und infolgedessen auch nicht unerwähnt lassen, wenn ich nun auf die mich menschlich und musikalisch prägende Zeit im EUROPERA-Jugendorchester eingehe und die allein schon durch die Konzertreisen nach Polen, Tschechien und innerhalb Deutschlands voller neuer Eindrücke war.


Anfang im EUROPERA-Jugendorchester

Ich kann es nicht mehr mit Sicherheit sagen, ob es noch 1992, nachdem das EUROPERA-Jugendorchester erst einmal formal gegründet wurde, oder dann schon im Laufe des Jahres 1993 war, als uns anläßlich einer Musikschulorchesterprobe unser Musikschuldirektor Matthias Kertzsch – möglicherweise war auch der dann erste Dirigent des Orchesters Reinhard Seehafer anwesend – über dieses Projekt informierte. Wie viele von uns wurde ich auch gefragt, ob ich im EUROPERA-Orchester mitwirken möchte und über diese schöne und neue Möglichkeit erfreut brauchte ich für eine Zusage nicht lange zu überlegen. So begann ein neues Kapitel in meinem Leben als Querflötist, der ich seit nun zweieinhalb Jahren mit großer Hingabe und dem eindeutigen Wunsch, mein Instrument später einmal – ich wollte immer nach Dresden – zu studieren, war. An der Seite einer im Flötenspiel schon etwas fortgeschritteneren Musikschülerin übernahm ich also den Part der zweiten Flöte in der »Chorfantasie« von Beethoven, dem ersten Werk, bei welchem ich im EUROPERA-Orchester mitgespielt habe.
   Als kleine persönliche Referenz an die mir überhaupt sehr lieb gewordene Beethoven’sche Tonschöpfung habe ich der Dokumentation eingangs die zwei Strophen vorangestellt. —
Beethoven hatte die Chorfantasie in kürzester Zeit für seine berühmte »musikalische Akademie« in Wien am 22. Dezember 1808, in welcher bekanntlich – neben noch weiteren Werken – auch die 5. und 6. Sinfonie, sowie sein 4. Klavierkonzert zur Uraufführung gelangten und in welcher der große Meister zum letzten Male öffentlich als Pianist in Erscheinung trat, komponiert.


Nachbetrachtung

Die Konzertprogramme des EUROPERA-Jugendorchesters stellten schon von dessen Ausrichtung her immer eine ausgewogene Mischung von Kompositionen polnischer, tschechischer und deutscher Komponisten dar. Werke unterschiedlicher Gattungen wie Solokonzert, Suite und Sinfonie erklangen – und Chormusik a-cappella!
   Ein neues und dann drittes EUROPERA-Programm für die dann dritte Spielzeit des Orchesters wurde im Probenlager vom 27.–30. November 1994 in Legnica erarbeitet – allerdings war ich dann schon nicht mehr dabei, kann also darüber nicht mehr sagen, als aus der Ankündigung des Musikschul-Infobriefes vom 19. August 1994 zu entnehmen ist.
   Die intensive Zeit im EUROPERA war für mich schneller verflogen, als mir im Nachhinein ob der Fülle an Ereignissen eigentlich erinnerlich ist: Das letzte Konzert, bei welchem ich noch mitgespielt habe, war das vom 22. September 1994 in Bonn, der Beethoven-Stadt – ich glaube, so schließen sich wohl manche Kreise …
   Von mir aus wäre ich noch gern viel länger beim EUROPERA geblieben, aber es ließ sich aus organisatorischen Gründen nicht vereinbaren mit meinem neuen Dasein als Internatsschüler der Sächsischen Spezialschule (heute: Landesgymnasium) für Musik »Carl-Maria-von-Weber« in Dresden. An die Zeit im EUROPERA-Jugendorchester sind mir viele schöne Erinnerungen geblieben, welche von den im Folgenden aufgeführten sicht- und hörbaren Dokumenten begleitet werden.

 

Hauptteil der Dokumentation – Chronologie und Dokumente
 

Hier beginnt in chronologischer Reihenfolge die eigentliche Dokumentation so gut wie aller bei mir vorhandenen Fotos und Dokumente schriftlicher und klanglicher Art, welche an dieser Stelle und in dieser Form auch erstmals von mir aufgeführt werden. Bei den Aufnahmen habe ich eine wie schon oben hoffentlich nachvollziehbar dargelegte Auswahl getroffen.

   Diese Dokumentation erzählt die Geschichte vom Beginn des EUROPERA-Jugendorchesters auf meine persönliche und auch ihre ganz eigene Weise, weshalb ich sie nun für sich sprechen lassen und nur noch hinzufügen möchte:

 

Danke für das an dieser Dokumentation entgegengebrachte Interesse und:

Viel Freude beim Lesen, Hören und Entdecken!

 

— Stand: 1. Februar 2024 (Haupttext) und 30. September 2024 (letzte Änderung) —


 


 

EUROPERA-Jugendorchester
 

1993 – erste Spielzeit
 

16.03.1993
13.04.1993

Anschreiben Musikschule; 1. Probenlager und Konzerttermine
Proben- und Konzertzeitplan

16.04.1993

KONZERT 19.30 Uhr · Görlitz, Stadthalle
 

 

KONZERTMITSCHNITT

 

  1   Tadeusz Baird, Colas Breugnon
        /// zusätzlich: Aufnahme aus Generalprobe

 

  2   František Xaver Brixi, Symfonia
        /// zusätzlich: Aufnahme aus Generalprobe

 

  3   Chor SEVERÁČEK a cappella: Aufnahme Teil 1/Aufnahme Teil 2
        /// zusätzlich: Aufnahme aus Generalprobe: Begrüßung und Einsingen SEVERÁČEK

 

  4   Ludwig van Beethoven, Chorfantasie
        /// zusätzlich: Aufnahme aus Generalprobe

 

17.04.1993

KONZERT 19.00 Uhr · Liberec, Dům kultury

18.04.1993

KONZERT 16.00 Uhr · Jelenia Góra, Akademia Ekonomiczna
 

 

KONZERTMITSCHNITT (Auszüge)

 

  1   Tadeusz Baird, Colas Breugnon (5. Taniec II · Gaillarde und 6. Postludium)

 

  2   Ludwig van Beethoven, Chorfantasie (Schlußteil)

 

  3   Zugabe (Ludwig van Beethoven, Schlußteil der Chorfantasie)

 


      — Ankündigung des Konzertes in Zittau (Tonaufnahme) —

 

02.09.1993
22.09.1993

02.10.1993

Anschreiben Musikschule; Proben und Konzerttermin Zittau
Proben- und Konzertzeitplan

KONZERT 19.30 Uhr · Zittau, Johanniskirche
 

 

KONZERTMITSCHNITT

 

  1   Tadeusz Baird, Colas Breugnon

 

  2   Chor SEVERÁČEK a cappella und mit Orgel

 

  3   František Xaver Brixi, Symfonia

 

  4   Ludwig van Beethoven, Chorfantasie

 

  5   Zugabe (Ludwig van Beethoven, Schlußteil der Chorfantasie)

 

18.11.1993
29.11.1993
29.11.1993
02.12.1993

03.12.1993
04.12.1993
05.12.1993

05.12.1993


15.12.1993

Anschreiben Musikschule; 2. Probenlager und Konzerttermine
Proben- und Konzertzeitplan
Wochenfahrkarte aus Liberec
Probenfotos aus Liberec

KONZERT 19.00 Uhr · Liberec, Dům kultury
KONZERT 19.00 Uhr · Legnica, Akademia Rycerska
KONZERT 16.00 Uhr · Bolesławiec, Forum Bolesławiec

Souvenir aus Polen (Bolesławiec?): »Wielka Orkiestra Świątecznej Pomocy«
 

KONZERT 19.30 Uhr · Görlitz, Theater – Gastspiel des SEVERÁČEK


1994 – zweite Spielzeit
 

17.01.1994

12.02.1994




29.03.1994

16.04.1994
17.04.1994

12.08.1994

03.09.1994
04.09.1994

19.08.1994
[…] 1994

22.09.1994

Anschreiben Musikschule; Probenplan und Konzerttermin Dresden

KONZERT 13.00 Uhr · Dresden, Landtagsgebäude (Einweihung Neubau)

— Fotos vom 12. Februar 2024 zum 30. Jahrestag der Einweihung —
Sächsischer Landtag Dresden   ○   Flötenspieler (Kursker Gastgeschenk)

Anschreiben Musikschule; Proben- und Konzerttermine

KONZERT 20.00 Uhr · Görlitz, Theater
KONZERT 15.00 Uhr · Hoyerswerda, Lausitzhalle

Anschreiben Musikschule; Proben- und Konzerttermine

KONZERT 19.00 Uhr · Annaberg-Buchholz, Festhalle
KONZERT 16.00 Uhr · Zittau, Johanniskirche

Anschreiben Musikschule; 3. Probenlager und Konzerttermin Bonn
Anschreiben Bundesregierung; Programm und Zeitplan Proben und Konzert

KONZERT 19.30 Uhr · Bonn, »Haus der Geschichte«
 

 

KONZERTMITSCHNITT

 

  1   Begrüßung durch Kurt Biedenkopf

 

  2   Bedřich Smetana, Festouvertüre

 

  3   Frédéric Chopin, Grande polonaise brilliante

 

  4   Romuald Twardowski, Tryptichon

 

  5   Antonio Vivaldi, Der Frühling

 

  6   Wolfgang Amadé Mozart, Fagottkonzert, 3. Satz

 

  7   Ludwig van Beethoven, 1. Klavierkonzert, 1. Satz

 

  8   Zugabe (Bedřich Smetana, Festouvertüre)

 

1993/1994

Noten mit Autogrammen

 

 



Almanach-Blatt 2024
(Muster & ausgefüllt)

 



Registerprobe »Strawinsky-Trio«
am 2. Dezember 1993 in Liberec

 



Dokumentation als PDF zum Download:

»Das EUROPERA-Jugendorchester – Gründungsauftakt und Anfangsjahre«
Eine persönliche Dokumentation von Raphael Gärtig

⸺ Text und Dokumente (mit reduzierter Dateigröße) ⸺